In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, den gewünschten Schulabschluss auch noch nach der Schulpflicht nachzuholen. Um das Abitur nachzuholen bieten sich Abendgymnasien an. Hier haben Berufstätige die Chance die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife neben ihrer Arbeit nachzuholen. Dafür brauchen sie viel Disziplin, Lernbereitschaft und müssen außerdem auf einige Freizeitaktivitäten verzichten.

Die gesetzlichen Grundlagen für Abendgymnasien schuf im Juni 1979 sowie im Juni 2000 die Kultusministerkonferenz. Die „Vereinbarung zur Gestaltung der Abendgymnasien“ ist bundesweit gültig; die Bildungswege und Abschlüsse unterliegen den einzelnen Bundesländern.

Ablauf des Unterrichts

In der Regel findet der Unterricht an zwei oder drei Abenden in der Woche statt. Während der Studienzeit sind meist auch die Samstage als Unterrichtstage eingeplant. Bewerber mit Hauptschulabschluss absolvieren zuerst einen Vorkurs, der ihnen Kenntnisse in Fremdsprachen und den Kernfächern vermittelt. Ist ein Realschulabschluss vorhanden kommen die Bewerber um den Vorkurs herum, allerdings nur, wenn sie eine zweite Fremdsprache nachweisen. Der Vorkurs dauert in der Regel ein Jahr; für Bewerber mit Realschulabschluss etwa ein halbes Jahr.

Eine Alternative zum Abendgymnasium ist ein Fernkurs. Der Teilnehmer kann seine Zeit frei einteilen und sich jederzeit mit dem zuständigen Dozenten in Verbindung setzen, um Fragen zu klären.

Aufbau des Unterrichts

Die Zeit bis zum Abitur wird in der Regel in drei Phasen aufgeteilt. Die erste Phase ist der Vorkurs oder Aufbaukurs, der nach dem jeweiligen Wissensstand in Betracht kommt. Danach folgen die ersten beiden Semester als Einführungsphase, die restlichen vier Semester sind die Qualifikationsphase. Nach dem sechsten Semester erfolgt die Prüfung zum Abitur. Die Abiturprüfung läuft genauso ab wie an allen Gymnasien. Neben der schriftlichen Prüfung der Leistungskurse werden die Grundkursfächer schriftlich und mündlich geprüft. Üblicherweise finden die Abiturprüfungen an staatlichen Gymnasien statt.

Zeitplanung

Für den Besuch des Abendgymnasiums sind mindestens 20 Stunden wöchentlich einzuplanen. Diese kommen zu den Stunden am Arbeitsplatz hinzu; Berufstätige sind mit Beruf und Studium mindestens 55 Stunden beschäftigt, wenn man eine Wochenarbeitszeit von 35 Stunden zugrundelegt. Der Unterricht findet am Abend statt, doch muss man auch Wochenenden für den Unterricht einplanen. Fünf Stunden sind für die beiden Leistungsfächer zu veranschlagen. Dazu kommen die Hausaufgaben und die Zeit, die man für das Lernen und Vertiefen des Lernstoffs braucht.

Kosten

In den meisten deutschen Bundesländern wurde der zweite Bildungsweg privatisiert. Staatliche Abendgymnasien existieren größtenteils nicht mehr; auch haben die Bundesländer für private Schulen die Mittel stark eingeschränkt. Daraus resultieren unterschiedlich hohe Kosten für den Besuch eines Abendgymnasiums. Die Gebühren und Semesterkosten sind von Schule zu Schule unterschiedlich und differieren auch in den einzelnen Bundesländern.